Scheinbilder

Manchmal scheint der Himmel über Hannover zu weinen. So wie Anfang dieser Woche. Das passt dann besonders zu einem Ort wie diesem, der alten Aegidienkirche. Sie steht als Ruine in unserer Stadt, als Mahnmal an die Schrecken des Krieges. Als Erinnerung an die Zerstörung Hannovers. Und auch als Verbindung zu unserer Partnerstadt Hiroshima.
Im Eingang des Turms der Aegiedienkirche, für jeden erreichbar, hängt eine Friedensglocke, ein Geschenk Hiroshimas. Darum wurde nicht nur dort, sondern auch hier in Hannover am 6. August dem 70. Jahrestag des ersten Einsatzes einer Atombombe in einem Krieg gedacht.

Wer die Kirche bei schlechtem Wetter besucht, findet hier kaum Schutz vor dem Regen, außer unter dem Turm. Dafür erwartet den Besucher neben einer Atmosphäre der Ruhe auch manch überraschende Perspektive. Wie die Reflektion der Kirche auf dem nassen Altarstein. Und das scheint dann wie eine Mahnung zu sein, wie flüchtig Bilder und Erinnerungen seien können.

Raumverdrehung

Hochhaus in Hannover, entworfen von Frank O. Gehry

Der aus Kalifornien stammende Frank Owen Gehry ist einer der bekanntesten Architekten der Gegenwart. Seine aufsehenerregenden Bauten sind oft touristische Anziehungspunkte und stehen in den bekanntesten Städten der Welt. Zum Beispiel in Prag mit tanzenden Haus, auch als Ginger und Fred bekannt. Oder in Los Angels mit der Walt Disney Concert Hall. Auch im New Yorker Stadtteil Manhattan, wo ein Wohnhochhaus mit Knitterfassade schlicht „New York by Gehry“ heißt.
Andere Orte dagegen wurden durch einen Gehry-Bauwerk erst so richtig bekannt. So war es der spektakuläre Neubau für das Guggenheim Museum, der Ende der 1990er Jahre die spanische Stadt Bilbao plötzlich in den Fokus der Aufmerksamkeit rückte.

Da ist es fast erstaunlich, dass auch Hannover gleich zwei Bauwerke von Frank O. Gehry zu bieten hat: zum einen die Bushaltestelle am Braunschweiger Platz, die im Rahmen der BUSSTOPS Kunstaktion entstanden ist, zum anderen den Gehry-Tower, der sich mit seiner silbern glänzenden Fassade am Steintor in die Höhe schraubt und wohl den meisten Hannoveraner bekannt ist.
Eigentlich sollte der Gehry-Tower eine Art Initialzündung für das Steintorviertel werden und eine städtebauliche Aufwertung des ganzen Quartiers anstoßen. Das hat bisher noch nicht so recht geklappt. Der grade gestartete Umbau des Marstalls und die Umwälzungen im Rahmen der D-Linien Erneuerung bringen allerdings eine neue Dynamik in das Viertel um den Gehry-Turm. Und das Hannover so bekannt wie Prag oder New York wird, nun, daran arbeiten wir ja auch noch…

Platzuhr

Es gibt zwei Orte in Hannover, die jeder als Treffpunkt sofort kennt: „unterm Schwanz“, also am Ernst-August-Denkmal vor dem Hauptbahnhof, und an der Kröpckeuhr. Das ist schon seit Jahrzehnten so. Wer allerdings heute zum Kröpcke kommt, und ein paar Jahre nicht in der Stadt war, findet einen deutlich veränderten Platz vor. Das alte Kröpckecenter wurde komplett umgebaut, die neue Gebäudespitze ragt jetzt weit in den Platz, dorthin wo zuvor das Loch hinab zu Passarellenebene war. Und im Laufe des Jahres soll ein großer Leuchter über dem Platz aufgehängt werden, der den Kröpcke in ein ganz neues Licht tauchen wird. Die Befestigungspunkt dafür kann man an der ein oder anderen Fassade schon erkennen.

Die Kröpckeuhr steht dagegen unverändert auf ihrem Platz. Aber auch das war nicht immer so. Mitte der 1950er Jahre wurde die historische Uhr durch ein modernes Modell ersetzt, baugleich mit jenem, welches man heute noch am Steintor vor der Kurt-Schumacher-Straße sehen kann. Doch die alte Uhr wurde von den Bürgern der Stadt vermisst, 1974 gab es dazu sogar ein eigenes Lied. 1977 wurde dann die heutige Uhr am Kröpcke aufgestellt, eine vereinfachte Rekonstruktion des historischen Vorbilds. Als Treffpunkt hat sie sich seit dem bewährt.

Endschwung

Kaum hat es angefangen, ist es auch fast schon wieder vorbei: das Schützenfest in Hannover. Noch bis Sonntag Abend läuft das größte Schützenfest der Welt in seiner 485. Ausgabe. Damit ist es um Jahrhunderte älter, als dieser kleine Oktoberfestspaß, den sich die Münchner gönnen. Und während man dort um 11 aus dem Zelt geschmissen wird, geht es hier in Hannover um die Zeit erst richtig los. Wie gut wir Hannoveraner auf unserem Schützenfest feiern können, hat schon so manchen Rheinländer zum Staunen gebracht.
Nun bleiben nur noch drei Tage, es ist also Endspurt angesagt. Zumal das Fest in diesem Jahr ein wenig früher endet als gewohnt: der offizielle Zapfenstreich wurde vorverlegt, damit Sonntag Abend auch alle Zeit haben, Deutschland im Fußball-WM-Finale anzufeuern. Moment mal, Schützenfest und WM gehen gleichzeitig zu Ende? Macht nichts: zweieinhalb Wochen später beginnt schon das Maschseefest!

Telephone

Telephone, Telephone – Hannover feiert Personalunion! Vor 300 Jahren begann die Herrschaft der Hannoveraner auf dem englischen Thron. Für 123 Jahre, von 1714-1837 hieß es: ein König, zwei Länder. Und so ist dieser Tage das Motto überall in der Stadt „Very British“. Es gibt Ausstellungen und Veranstaltungen, eine Open-Air-Galerie aus Litfaßsäulen in der Innenstadt, Feuerwerk aus England im Großen Garten, Kutschfahrten mit historischen Wagen nach London und noch vieles mehr. Als royaler Besuch schaut Prinz Andrew in Hannover vorbei.
Da empfiehlt es sich, sich gut vorzubereiten. Erstmal eines dieser coolen Hannover-London T-Shirts bestellen, dann im Britannia Shop auf der Lister Meile mit englischen Snacks eindecken und schließlich in einem der englischen Pubs in Hannover, dem Shakespeare am Lavesplatz oder dem JacktheRippers am Kröpcke, die britische Trinkkultur erforschen. Oder auf Entdeckungsreise gehen und englische Telefonzellen in der Stadt suchen. So wie jene auf dem Foto oben, sind mindestens fünf  sechs (update  Februar 2015)  davon in Hannover versteckt. Wer die findet oder gar noch weitere kennt, kann das gerne in den Kommentaren kund tun.
God shave save the Queen!

Hochverkehr

Umweltzone, D-Linie (Verzeihung, Projekt Zehn-Siebzehn), autofreie Innenstadt. Hannovers Verkehrspolitik ist immer gut für Streit und Auseinandersetzungen. So auch die Zukunft der Raschplatz-Hochstraße hinter dem hannöverschen Hauptbahnhof. Für die einen ein Ausdruck großstädtischer Identität, andere finden sie einfach nur hässlich. Jahrelang wurde überlegt sie abzureißen, jetzt wird saniert. Und es mangelt nicht an Verbesserungsvorschlägen: bunt anmalen im Rizzi-Stil, oder dramatisch beleuchten um sie “schöner” aussehen zu lassen. Dabei hat diese Brücke mit ihrem leichten Schwung durch die Innenstadt durchaus einen ästhetischen Reiz. War mit dem Musikvideodreh von Melanie C’s “First day of my life” Schauplatz für Popkultur. Und bietet mit dem 1991 entstandenen Werk “Hang Over” von Andreas von Weizsäcker sogar Kunst.
Das Problem ist wohl eher die lieblose Umgebung, die Gestaltung der Übergänge von der Innenstadt zur Lister Meile. Bleibt abzuwarten, ob die Sanierung auch daran etwas ändert. Doch selbst wenn, in ein paar Jahren wird die Raschplatz-Hochstraße wieder zur Debatte stehen.

Windfänger

Wird heutzutage von Windkraft gesprochen, denken viele Menschen an große, weiß-graue Masten, meist mit drei riesigen Flügeln, die in Gruppen in der Landschaft herum stehen und aus Wind Strom erzeugen. Auch um Hannover prägen viele dieser modernen Windmühlen das Landschaftsbild. Das allerdings ist nicht ganz so neu wie es scheint. Schon in den vergangenen Jahrhunderten gab es Windmühlen rund um Hannover, deren Spuren sich hier und dort noch entdecken lassen. Ein bekannter Stich von Caspar Merian zeigt die Stadtansicht Hannovers im 17. Jahrhundert, mit der Mühle auf dem Lindener Berg im Vordergrund.
Die bekannteste historische Mühle der Stadt ist wohl die oben abgebildete “Alte Mühle” in Kirchrode. Die Bockwindmühle, die um 1700 herum entstanden ist und dann an verschiedenen Standorten aufgestellt war, ist heute ein Ausflugsziel im Hermann-Löns-Park. 2008 musste sie allerdings auf Grund eines Schädlingsbefalls demontiert und restauriert werden. Inzwischen ist sie wieder aufgebaut.
Das Holz dennoch ein interessanter Baustoff für Mühlen ist, zeigt derweil die Firma Timbertower am anderen Ende der Stadt. Sie baut Türme für moderne Windkraftanlagen. Kostengünstiger als die herkömmlichen Anlagen – und aus Holz.

Geschenkverpackt


Endspurt. Weihnachten ist nahe. Morgen ist schon Heilig Abend. Das heißt auch, letzte Gelegenheit zum Geschenkeshoppen vor dem Fest. Entsprechend voll ist die hannoversche Innenstadt in den letzten Tagen.
Doch bei all dem Vorbereitungstrubel, den Weihnachtsmarktbuden die in der Stadt herum stehen und der über die Straßen gespannten Sternenbeleuchtung, das Objekt oben auf dem Foto zeigt nicht Hannovers größte Geschenk. Verpackt ist hier vielmehr das Hochhausensemble der Sparkasse am Raschplatz, direkt hinter dem Hauptbahnhof. Der Gebäudekomplex wird für über 100 Millionen Euro saniert und bekommt eine neue Fassade, die dann nicht mehr Kaffeebraun, sondern Silbergrau sein wird. So ist das im Alter. Höher wird der Turm nach dem Umbau leider nicht, obwohl Hannover ein paar höhere Gebäude gut stehen würden.