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Scheinbilder

Manchmal scheint der Himmel über Hannover zu weinen. So wie Anfang dieser Woche. Das passt dann besonders zu einem Ort wie diesem, der alten Aegidienkirche. Sie steht als Ruine in unserer Stadt, als Mahnmal an die Schrecken des Krieges. Als Erinnerung an die Zerstörung Hannovers. Und auch als Verbindung zu unserer Partnerstadt Hiroshima.
Im Eingang des Turms der Aegiedienkirche, für jeden erreichbar, hängt eine Friedensglocke, ein Geschenk Hiroshimas. Darum wurde nicht nur dort, sondern auch hier in Hannover am 6. August dem 70. Jahrestag des ersten Einsatzes einer Atombombe in einem Krieg gedacht.

Wer die Kirche bei schlechtem Wetter besucht, findet hier kaum Schutz vor dem Regen, außer unter dem Turm. Dafür erwartet den Besucher neben einer Atmosphäre der Ruhe auch manch überraschende Perspektive. Wie die Reflektion der Kirche auf dem nassen Altarstein. Und das scheint dann wie eine Mahnung zu sein, wie flüchtig Bilder und Erinnerungen seien können.

Kadaver

In Hannover wird abgerissen. Nicht überall kommt das gut an. Nachdem schon in der Osterstraße einen Vorkriegsfassade einem Neubau weichen musste, folgt bald ein alter Ziegelbau in der Hinüberstraße, der dem neuen Justizzentrum weichen muss, am Schiffgraben wird der ehemalige Sitz des Niedersächsischen Städtetages fallen. Nur ein paar Meter weiter, am Aegi an der Ecke zur Marienstraße will ein Hotel neu bauen, zumindest die Fassade des dort stehenden Altbaus soll vielleicht erhalten bleiben. Viele hannoversche Bürger empfinden es als großen Verlust, dass immer wieder einige der nur noch wenigen erhaltene Gebäude aus der Vorkriegszeit abgerissen werden und verweisen darauf, dass diese einen wichtigen Teil der stadthistorischen Identität ausmachen.

Etwas anders sieht es da schon am Pferdeturm aus. Für ein paar Jahrzehnte hatte hier die AOK in dem markanten Bürogebäude ihren hannoverschen Sitz, in den letzten Jahren stand das Haus leer. Und verfiel zusehens. Geplündert von Metalldieben, mit Graffitis überzogen und schließlich mehrmals Ziel von Brandstiftern wird es nun abgerissen und kaum jemand empfindet das als Verlust. Dafür bietet der Abrissprozess den ein oder anderen spannenden Blick auf einen ausgeweideten Kadaver, der langsam zersetzt wird.

Pläne für eine Nachnutzung des Grundstücks gibt es schon, zumindest als städtebaulichen Entwurf. Allein der passende Investor fehlt. Zurück bleibt, vorläufig, eine große Leere.