Sturmschnee

Göttinger Sieben in Hannover an einem Wintertag

Bis vorgestern war der Winter in Hannover doch relativ zurückhaltend aktiv. Dann kam Orkan Xaver über die Nordsee. Heute treibt der Sturm Schneeschauer durch die Stadt, der Weihnachtsmarkt bleibt vorläufig geschlossen, einige Wochenmärkte finden gar nicht erst statt. Im Umland von Hannover dürfen bisweilen sogar Schüler zu Hause bleiben, sicherheitshalber.

Davon lässt sich allerdings nicht jeder beeindrucken. Die Göttinger Sieben harren weiterhin vor dem Landtag aus. Barfuß. Auch bei Orkan.

Kadaver

In Hannover wird abgerissen. Nicht überall kommt das gut an. Nachdem schon in der Osterstraße einen Vorkriegsfassade einem Neubau weichen musste, folgt bald ein alter Ziegelbau in der Hinüberstraße, der dem neuen Justizzentrum weichen muss, am Schiffgraben wird der ehemalige Sitz des Niedersächsischen Städtetages fallen. Nur ein paar Meter weiter, am Aegi an der Ecke zur Marienstraße will ein Hotel neu bauen, zumindest die Fassade des dort stehenden Altbaus soll vielleicht erhalten bleiben. Viele hannoversche Bürger empfinden es als großen Verlust, dass immer wieder einige der nur noch wenigen erhaltene Gebäude aus der Vorkriegszeit abgerissen werden und verweisen darauf, dass diese einen wichtigen Teil der stadthistorischen Identität ausmachen.

Etwas anders sieht es da schon am Pferdeturm aus. Für ein paar Jahrzehnte hatte hier die AOK in dem markanten Bürogebäude ihren hannoverschen Sitz, in den letzten Jahren stand das Haus leer. Und verfiel zusehens. Geplündert von Metalldieben, mit Graffitis überzogen und schließlich mehrmals Ziel von Brandstiftern wird es nun abgerissen und kaum jemand empfindet das als Verlust. Dafür bietet der Abrissprozess den ein oder anderen spannenden Blick auf einen ausgeweideten Kadaver, der langsam zersetzt wird.

Pläne für eine Nachnutzung des Grundstücks gibt es schon, zumindest als städtebaulichen Entwurf. Allein der passende Investor fehlt. Zurück bleibt, vorläufig, eine große Leere.

Designerhalt

Die Stadtbahnstation Steintor gehört zu auffälligen Haltestellen im Stadtbild Hannovers. Das liegt daran, dass sie keinem Standarddesign folgt, sondern ein Einzelstück ist. Anfang der 1990er Jahre wurden im Rahmen der Kunstaktion “BUSSTOPS” mehrere ausgewählte Haltestellen von Künstlern und Architekten entworfen. Diese hier am Steintor stammt vom italienischen Architekten und Designer Alessandro Mendini und bringt einen deutlichen Kontrast in die Nachkriegsbebauung am Anfang der Kurt-Schumacher-Straße.
Lange wird die Station dort in dieser Form allerdings nicht mehr stehen. Die D-Linie, also die Trasse der Stadtbahnlinien 10 und 17, wird umgebaut. Für unglaublich viel Geld soll die Strecke verkürzt werden, sie endet in Zukunft nicht mehr am Aegi, sondern hinter dem Hauptbahnhof. Die Initiative Pro-D-Tunnel, hält diese Planungen für Unsinn und demonstriert am kommenden Samstag (14.09.2013) noch einmal dagegen.

Werden die Pläne umgesetzt, dann wird die Mendini Haltestelle zukünftig an den Straßenrand wandern und dort nur noch als Bushaltepunkt dienen. Die Standbahnhaltestelle bekommt einen neuen Standort. Als Hochbahnsteig, an die Lange Laube verlegt, bietet sie für wartende Fahrgäste dann zwar keine außergewöhnliche Ansicht mehr, aber vielleicht einen besseren Wetterschutz. Das war nämlich noch nie eine Stärke der Mendini Station.

Endstation

Derzeit hält sie noch am Aegi, die Stadtbahn der Linie 10. Lange soll das nicht mehr der Fall sein, denn die Diskussion um die sogenannte D-Linie (zu der die Linien 10 und 17 gehören), von der in den hannoverschen Zeitungen zuletzt oft berichtet wurde, dreht sich um eine Neufassung des Streckenverlaufs in der Innenstadt. Wie allerdings die Strecke in Zukunft aussehen wird, darüber gibt es einen massiven Streit. Zwei Lager haben sich dabei gebildet, zum einen die Regierungskoalition in der Region, die für die Planungen zuständig ist, und vor allem von den Grünen getrieben eine oberirdische Strecke durch die Kurt-Schumacher-Straße und die Lister Meile zum Raschplatz durchsetzen will. Auf der anderen Seite steht ein breites Spektrum an Bürgerinitativen, Interessensgruppen, Handelsverbänden, Kaufleuten, Anliegern, Behörden, Behindertenverbänden und Oppositionspolitikern, die diese Planungen für verfehlt halten und größtenteils für die Umsetzung der Tunnelvariante, zu der zum Beispiel die bekannte Geisterstation gehört, plädieren. Sogar die Üstra selbst ist mit den Regionsplanungen nicht zufrieden. Vorgestern nun hat sich die City Gemeinschaft Hannover mit einem offenen Brief an Politik und Öffentlichkeit gewandt und vor einer Entscheidung zugunsten der aktuellen Planung gewarnt. Diese soll nach derzeitigem Stand am kommenden Dienstag gefällt werden.
Da das Thema sehr wichtig ist für die Entwicklung und Gestalt der hannoverschen Innenstadt in den nächsten Jahrzehnten, sollte sich eigentlich jeder Hannoveraner mit dem Thema befassen. Die Internetseite des Vereins Pro-D-Tunnel bietet einen guten Überblick über die Situation, auch unabhängig vom Interesse der Initiative.

Ob Tunnel oder Bahnunterführung, die Strecke wird sich wohl verändern. Damit wird auch der Endpunkt am Aegidientorplatz wegfallen. Für diesen Ort sicher kein großer Verlust, denn alle anderen Bahnen fahren hier eh schon unterirdisch und eine Umsteigeverknüpfung gibt es auch am Steintor. Und nicht zuletzt: Bäume statt Oberleitungsmasten wären für das Stadtbild die schönere Wahl.

Dauerwinter


Dieser Winter scheint Spaß an seinem Treiben zu haben. Inzwischen neigt sich der Februar dem Ende zu, aber noch immer ist es unangenehm kalt und es lässt sich Schnee auf Hannovers Straßen und Wegen finden. Wie zum Beispiel auf der Herrenhäuser Allee.
Die 1726 angelegte Allee sollte die damals natürlich noch viel kleinere Stadt Hannover mit dem Sommersitz der hannoverschen Kurfürsten, dem Schloss Herrenhausen, verbinden. Allerdings läuft die Allee nicht auf das grade, mit der später entstandenen Lavesfassade wiedererrichtete Schloss zu, sondern auf den Bibliothekspavillon, der schon im vorhergehenden Beitrag hier bei Hannovershots ein Thema war.
Der mittlere Hauptweg der Allee, der auf dem Foto zu sehen ist, war früher für Kutschen reserviert. Heute darf ihn jeder Spaziergänger nutzen. Wer allerdings bei diesem Wetter die knapp zwei Kilometer etwas leichtfertig in Angriff nimmt, sollte sich nicht wundern, wenn er am anderen Ende vielleicht doch etwas durchgefroren ist.

Sonnenrückkehr

Der Bibliothekspavillon von Laves im Berggarten in Hannover

Was für ein Start ins neue Jahr. 11 Tage Dunkelheit unter der Wolkendecke musste Hannover aushalten, jetzt ist endlich wieder alles besser. Nachdem gestern die Temperaturen deutlich gefallen waren und sich der Regen in Schneefall verwandelt hat, ist heute auch die Sonne über der Stadt zu sehen. Das sorgt für bessere Stimmung und bringt das ein oder andere Gebäude zum Leuchten, wie zum Beispiel den Bibliothekspavillon im Berggarten von Georg Ludwig Friedrich Laves. Schräg gegenüber laufen grade die letzten Arbeiten am wiedererrichteten Schloss Herrenhausen, das zwar auch eine klassizistische Fassade nach Plänen von Laves zeigt, aber im Inneren kein Schloss mehr ist, sondern ein modernes Tagungszentrum. Immerhin zwei Prinzessinnen sind zur Eröffnung nächste Woche angekündigt.
Bis dahin soll es allerdings weiter schneien, was nichts Gutes für die Sonnenscheindauer bedeutet. Dabei zeigt der Tag heute ganz deutlich: kommt die Sonne raus, ist Hannover eine ganz andere Stadt.

Veränderungsjahr

Das Neue Rathaus in Hannover im Winter 2009/10 mit einer leichten Schneedecke

Der Jahreswechsel ist vollzogen. Statt Schnee und Kälte wie in früheren Jahren hält 2013 erst einmal Regenschauer und Temperaturen um 10 Grad Celsius für uns bereit, und wie üblich viele, viele Änderungen. Aber nicht alle vollziehen sich auf Bundesebene. So wird sich auch für Hannover und sein Rathaus einiges ändern. Das beginnt schon mit den Landtagswahlen am 20. Januar, denn einer der Spitzenkandidaten ist derzeitiger Oberbürgermeister und möchte, je nach Wählergunst, von der Stadtspitze zur Landesspitze wechseln. Damit gäbe es dann in diesem Jahr einen neuen Oberbürgermeister im Neuen Rathaus.
Auch vor dem Gebäude stehen Änderungen an. Der Trammplatz soll eine neue Gestaltung bekommen. Vorgeschlagen wurde das schon im Entwicklungsprozess Hannover City 2020, jetzt werden die Pläne dafür vom Landschaftsarchitekten Kamel Louafi entwickelt. Louafi hat schon einige Projekte in Hannover realisiert, zuletzt den neuen Opernplatz.
Und dann ändert sich noch etwas wichtiges für das Neue Rathaus im Jahr 2013. Es wird 100 Jahre alt. Am 20. Juni 1913 wurde es eingeweiht. Aber blickt man auf diese letzten hundert Jahre zurück, sind die anstehenden Veränderungen für 2013 eigentlich gar nicht so groß. Also dann: ein frohes neues Jahr!

Winterfall

Leise rieselt der Schnee. Seit dem Wochenende zum zweiten Advent hat das weiße Zeug Hannover im Griff. Zum Glück war erstmal Sonntag, also kein ganz großes Chaos auf den Straßen. Statt dessen die Verwandlung der Stadt in ein Winterland. Zum Beispiel in den Herrenhäuser Gärten.
Wer bei all dem Schnee schon vergessen hat, wie Hannover sonst ausschaut – also in der schneefreien Zeit – sollte sich den tollen Film von Stefan Knaak anschauen: Hannover Timelapse zeigt das Hannover der letzten Monate im Zeitraffer. Und noch eine Chance: Der ARD Tatort zeigt am Sonntag den zweiten Teil der Doppelfolge über die Machtstrukturen in der Stadt. Prima Tipp fürs Drehorte raten, selbst wenn euch die Handlung nicht gefällt. Große Medienpräsenz für Hannover. Die Stadt ist halt fotogen. Im Sommer und im Winter.