Sonnentor

Herbstimpressionen in Hannover Bothfeld

Man mag es in diesem Jahr kaum glauben, aber ab und zu hat der Herbst in Hannover auch seine schönen und bunten Seiten. Dann macht es auch Spaß ein wenig aus den dicht bebauten Straßenzügen heraus zu wandern und die Natur zu genießen. Wenn man dann noch wie hier in Bothfeld durch ein paar Torpfosten an den ebenfalls sonnigen Tabellenplatz erinnert wird, den Hannover 96 derzeit in der Fußball Bundesliga einnimmt, wozu braucht es dann überhaupt noch einen Winter?

Herbstwache

Hellebardier von Alexander Calder am Maschsee in Hannover bei Nebel

Der Herbst hat inzwischen massiv in Hannover Einzug gehalten und dort wo noch vor ein paar Wochen beim Maschseefest Menschenmassen sommerliches Vergnügen suchten trotz nun einsam Alexander Calders Hellebardier dem Grau morgendlicher Nebelschwaden.

Das Ungetüm harrt schon seit 1979 am Ufer des Maschsees aus, ist ein Brückenkopf zum Sprengel Museum und bildet gleichzeitig einen Kontrapunkt zum Fackelträger. Die auf der Säule balancierende Figur stammt aus der Zeit des Nationalsozialismus und seit Jahren streiten sich die zuständigen Lokalpolitiker um den Wortlaut einer angemessenen Informationstafel zu diesem Thema. Die Probleme des Hellebardier sind dagegen bescheidener – bei ihm geht es nur darum, bei den ab und zu fälligen Restaurierungsarbeiten den richtigen Farbton zu treffen.

 

Ligatauglich

Innenraum der AWD-Arena, auch Niedersachsenstadion, in Hannover

Was war das für Hannover 96 für eine dramatische Saison. Der Verein hat drei Trainer verbraucht, ist in der ersten Runde schon aus dem Pokal ausgeschieden und hat mal wieder die meisten Gegentore aller Bundesligisten kassiert. Und dann der tiefe Schock um den Tod von Robert Enke, der für Hannover viel mehr war, als nur ein Torwart und Mannschaftskapitän. Wer gestern Florian Fromlowitz beobachten konnte, wie er nach dem Schlusspfiff nach der 1 auf seinem Trikot greift und dann die Hände vor sein Gesicht schlägt, der musste spüren, dass es hier um viel mehr ging als bloß um einen Klassenerhalt.

Die Saison 2009/2010 endet für 96 nun also mit einem Drei zu Null Auswärtssieg beim Vfl Bochum, und während dieses Ergebnis für Hannover mit 33 Punkten und Platz 15 in der Tabelle den Klassenerhalt bedeutete, muss die Heimmannschaft aus dem Ruhrgebiet den Gang in die zweite Liga antreten. Beeindruckend waren die mehr als 10.000 Fans der Roten, die dem Team gestern nach Bochum gefolgt sind und es in diesem letzten, entscheidenden Spiel unterstützt haben. Der Lohn ist, sie werden auch in der kommenden Saison wieder Gelegenheit haben, in der oben abgebildetet AWD-Arena (oder Niedersachsenstadion, wie es bei vielen noch immer heißt) Heimspiele gegen Bayern oder Bremen zu sehen. 96, alte Liebe – hoffentlich mit einer fröhlicheren Saison 2010/11.

Blausternfest

Scillablüten am Lindener Berg in Hannover

Hunderte Hannoveraner pilgern dieser Tage hinüber zum Lindener Berg, um sich auf dem alten Bergfriedhof die Scillablüte anzuschauen, die sich teppichgleich über weite Teile des Geländes ausgebreitet hat. Nur knapp drei Wochen dauert das Spektakel der kleinen blauen Blüten, das am Sonntag den 11. April zwischen 12-18 Uhr mit dem Scilla-Blütenfest „Das Blaue Wunder auf dem Lindener Berg” nochmal besonders gefeiert wird.

Der Lindener Berg gehört mit 89 Metern über Normalnull zu den wenigen Erhebungen Hannovers und bietet neben dem Bergfriedhof auch den Jazz Club Hannover, die Volkssternwarte und einen Biergarten rund um den Lidener Turm. Ach, und die anliegende Kleingartenkolonie trägt ganz selbstverständlich den Namen “Lindener Alpen”.

Kunstanbau

Sprengel Museum in Hannover am Maschsee, erster Bauabschnitt von 1979

Auch wenn es angesichts der täglichen Berichte über die neusten Entwicklungen im Drama um den Plenarsaal Neubau nicht so scheint, es gibt auch noch andere Bau- und Planungsprojekte in der Stadt. Zum Beispiel hier am Sprengel Museum.
Das Museum gehört nach eigener Aussage zu den bedeutendsten Museen der Kunst des 20. Jahrhunderts und 21. Jahrhunderts. Gezeigt werden Werke von Pablo Picasso und Paul Klee, die Rekonstruktion des Merz-Baus von Kurt Schwitters gehört zu den Attraktionen. Im Jahr 2000 hat die Künstlerin Niki de Saint Phalle, verantwortlich für die Nanas am Leineufer, dem Museum mehrere hundert ihrer Werke geschenkt. Und da zeigt sich das Problem: es gibt zu wenig Platz, um alles zu zeigen, was die Bestände des Museums bieten. Darum wünscht man sich dort schon seit Jahren eine Erweiterung.

Das heutige Haus am Maschsee wurde 1979 eröffnet, Grundlage war die Sammlung von Bernhard und Margrit Sprengel, die 1969 der Stadt Hannover geschenkt wurde. Schon 1992 gab es eine Erweiterung, den so genannten 2. Bauabschnitt. Doch auch der reicht schon lange nicht mehr aus, so dass nun ein dritter Bauabschnitt folgen soll. Der Architektenwettbewerb dafür ist am Wochenende entschieden worden, ab Donnerstag sind die Entwürfe im Museum in einer Ausstellung zu sehen. Gleichzeitig findet am Donnerstag Abend im Auditorium des Sprengel Museums die nächste Veranstaltung zum Städtebauprojekt Hannover CIty 2020 statt, die Zwischenergebnisse der ersten Wettbewerbsphase werden der Öffentlichkeit präsentiert.

Es ist also viel los in den nächsten Tagen im Sprengel Museum, aber einen Besuch ist das Haus ja immer mal wert.

Farbwechsel

Fassaden in der Lenaustraße in Hannover

Immer wieder wird behauptet Hannover sei irgendwie “grau”. Die Innenstadt, die Architektur, die Außendarstellung und so weiter, alles grau. Tatsächlich hat Hannover ein nicht grade strahlendes Image und manchmal beschleicht einen so der Eindruck, die Stadt und ihre Bewohner würde an dem Innenbild der “unterschätzten Stadt” absichtliche feilen. Dabei kommen die schlechten Meinungen über Hannover in der Regel von Leuten, die die Stadt nie besucht haben oder sie nur aus dem ICE-Fenster kennen. Liest man dagegen zum Beispiel bei Xing Berichte von Menschen, die beruflich nach Hannover wechseln mußten, so sind diese Leute oftmals positiv überrascht.

Es ist auch nicht so, dass in Hannover nichts los ist. In den letzten Jahren gab es in Hannover Weltmeisterschaften im Rugby, im Tennis, im Eishockey, nicht zuletzt im Fußball und demnächst sogar im Rollstuhltanzen. Von der Weltausstellung Expo 2000 ganz zu schweigen. Wir haben einen EX-Bundeskanzler, der Hannover sogar für New York hält, eine Landesbischöfin, die angeheitert durch die Innenstadt cruised und mit Cyril Krueger und Lena Meyer-Landrut zwei talentierte junge Sänger in Stefan Raabs “Unser Star für Oslo” am Start.

Und falls das alles noch nicht reicht, oben der Beweis: ja, es gibt auch bunte Fassaden in Hannover. Von wegen “grau”.

 

Schmelzbereich

Ufer der Ihme in der Calenberger Neustadt gegenüber vom Ihmezentrum in Hannover

Das Tauwetter der letzten Tage hat Schnee und Eis in der Stadt deutlich zurück gehen lassen, aber zu einem Picknick im Freien, wie etwa hier hier am Ihmeufer, wird es noch für einige Zeit nicht reichen. Im Gegenteil, nächste Woche begint die CeBIT, und aus irgend einem wissenschaftlich noch nicht einwandfrei geklärten Grund ist zur CeBIT das Wetter in Hannover immer besonders verrückt. Zumindest gefühlt. Das allerdings die Besucher aus aller Welt noch mit den aufgeschütteten Schneebergen der Wintersaison konfrontiert werden, ist dann doch ungewöhnlich.

An diesen Picknickplatz vor dem malerischen Hintergrund des Ihmezentrums wird sich kaum ein Messegast verirren, auch wenn die Szenerie manch aisatischer Stadt ähnelt. Der Platz liegt am Calenberger Ufer der Ihme und somit in dem Bereich, der für einen besseren Hochwasserschutz in Hannover umgestaltet wird. Das Flußprofil der Ihme gilt an diesem Ort als Engstelle und damit als eine potentielle Gefahr bei Hochwasser. Der Fluß braucht mehr Raum, damit die Wassermassen bei Hochwasser abfliessen können. Also wird derzeit die nahe gelegene Benno-Ohnesorg-Brücke (die sogar ihr eigenes Blog hat) erneuert und dabei deutlich verlängert, der Uferbereich hier an der Seite der Calenberger Neustadt soll ausgegraben und um mehrere Meter tiefer gelegt werden. Weil das ganze hinterher auch eine gewisse städtebauliche Qualität erhalten soll, sind von Landschaftsarchitekten Terrassen vorgesehen worden, die die Hannoveraner zur aktiven Nutzung des Flußufers einladen werden.

Soweit der Plan. Noch ist dieser Uferbereich eine kritische Stelle. Hoffen wir also, dass nach diesem ungewöhnlichen Winter nicht auch außergewöhnlich viel Schmelzwasser auf Hannover zu kommt.