Kunstkasten

Kestner-Museum am Trammplatz in Hannover
Die Tage sind kurz geworden in Hannover, auch das Wetter wird zunehmend kühler und unangenehmer. Selbst wenn heute nochmal die Sonne scheint, schon ab dieser Nacht soll es in Hannover den Vorhersagen zu Folge schneien. Es wird wohl Zeit, sich von Aktivitäten im Freien zu verabschieden und andere Möglichkeiten der Freizeitgestaltung in Hannover zu entdecken. Sehr geeignet sind dafür die hannoverschen Museen. Zum Beispiel das Museum August Kestner am Trammplatz, also direkt neben unserem Neuen Rathaus.
August Kestner, der in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Hannover geboren wurde, war unter anderem hannoverscher Gesandter in Rom und Sammler ägyptischer und griechisch-römischer Kunst. Nach ihm sind heute das oben abgebildete Museum und die Kestnergesellschaft benannt. Während die Kestnergesellschaft in ihren Räumen im ehemalige Goseriedebad am Steintor moderne und zeitgenössische Kunst zeigt, sind im Museum August Kestner Werke und Gebrauchskunst aus den letzten 6000 Jahren zu sehen, bis hin zu aktuellem Produktdesign.
Das heutige Gebäude ist übrigens kein reiner Neubau der Nachkriegszeit, sondern eine Überformung des teilweise zerstörten Vorgängerbaus. Teile das alten Gebäudes lassen sich im Inneren des Museums noch heute entdecken.

Flugzeugfinder

Ein Flugzeug auf dem Vorfeld des Flughafens Hannover-Langenhagen HAJ

Fliegen und Hannover. Das ist schon eine besondere Geschichte, schließlich liegt hier die Wiege des Motorflugs. Auch wenn sich bis heute hartnäckige Gerüchte halten, die Brüder Wilbur und Orville Wright hätten den Motorflug irgendwo in den USA erfunden, in Hannover wissen wir natürlich, dass Karl Jatho am 18. August 1903 in der Vahrenwalder Heide den weltweit ersten Motorflug durchgeführt hat. Also Monate vor den Wrights. Vor diesem Hintergrund ist es eigentlich erstaunlich, dass der hannoversche Flughafen nicht längst der wichtigste und größte Airport der Welt ist.
Statt dessen wirkt es manchmal doch ein wenig leer auf dem Vorfeld. Der Flughafen Hannover, der in diesem Jahr sein 60-jähriges Jubiläum feiert, hat sich in den Jahren deutlich verändert und ist gewachsen, für 2011 wird er trotzdem nur auf Platz 9 der größten Flughäfen Deutschlands geführt. Weil er noch nicht Karl-Jatho-Flughafen Hannover heißt? Vielleicht liegt es auch daran, dass man in Hannover im Gegensatz zu Frankfurt, München, Düsseldorf, Hamburg oder Stuttgart nicht so unterstützend mit dem Flughafen umgeht. Zumindest gefühlt. Und nun kommt mit Kassel Calden noch ein neuer, nahegelegener Konkurrent für Ferienflüge hinzu.
Aber schauen wird doch eben noch mal kurz nach Berlin. Da soll ja auch ein neuer Flughafen entstehen. Möchte jemand Wetten ob es dort irgendwann mal los geht? So gesehen läuft es bei uns ja ganz gut.

Entkreiselung

Der Kreisel am Klagesmarkt vor dem Umbau zur Kreuzung

Hannover wird umgebaut. Das Stadtentwicklungsprojekt Hannover City 2020, das 2007 mit einer Analyse begonnen und ab 2008 in öffentlichen Foren über Potentiale der Innenstadt diskutiert hat, zeigt jetzt erste bauliche Umsetzungen. Der Kreisel am Klagesmarkt, auf dem Foto noch in einer Ansicht von 2005 zu sehen, ist nicht mehr. Wenn man dort heute vorbei kommt, kann man die erstaunliche Wirkung des Rückbaus der Straßensysteme dort sofort wahrnehmen. Damit rückt Hannover von einer autogerechten Stadt mehr zu einer menschengerechten Stadt, in der der Fokus auf Aufenthaltsqualitäten liegt. Auch der Klagesmarkt selbst wird sein Gesicht verändern. Neue Wohnbebauungen und ein Bürohaus schließen den Ort in Zukunft ab. Dazu muss aber erst einmal der Bunker unter der heutigen Parkplatzfläche abgebrochen werden. Es geht also weiter mit dem Umbau.

Apropos Umbau, auch bei HANNOVERSHOTS hat sich etwas verändert. Die leichten Designänderungen und das neue, größere Bildformat sind euch vielleicht schon aufgefallen. Die größte Veränderung liegt aber im System. Nachdem das alte System nie ganz problemlos lief und die Weiterentwicklung von Habari sehr langsam geworden ist, war es Zeit zu wechseln. Es werden sicher noch ein paar Dinge zu ändern und nachzujustieren sein, aber insgesamt sollte fast alles funktionieren. Ich hoffe, der sichtbare Teil des Umbaus gefällt euch.

Gruselzeit

Das Neue Rathaus in Hannover mit Halloween-Atmosphäre

Hatten wir nicht grade von Haarmann gesprochen? Auch in diesem Jahr hat er es wieder auf den hannoverschen Adventskalender geschafft. Und gleichzeitig ein ausführliches Feature in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung bekommen, weil am 25. Oktober sein 133. Geburtstag war. Die Zeichen sind also eindeutig: Haarmann, Advent, die Rathausuhr auf dem Bild oben – die dunkle Jahreszeit bricht an. Heute Nacht werden schon mal die Uhren umgestellt. Das bedeutet zwar, morgen kann etwas länger ausgeschlafen werden, aber dafür wird es ab Sonntag schon Nachmittags dunkel. Gut, es gibt Leute die freuen sich darüber, andere hätten lieber abends länger Tageslicht.
Für die Freunde des gepflegten Gruselns passt die Zeitumstellung natürlich gut zu Halloween. Eigentlich ist die entsprechende Nacht erst vom 31. Oktober auf den 1. November, also am Mittwoch, aber schon an diesem Wochenende soll es die ein oder andere Halloweenparty in Hannover geben. Und wenn man es so betrachten will, bei entsprechendem Licht und einer abgestimmten Perspektive passt das Hannoversche Neue Rathaus irgendwie sehr gut in die aufkommende Halloweenatmosphäre.

Menschenfresser

Das Menschenfressergrab in Hannover

Hannover und die Menschenfresser. Da war doch was? Richtig, wenn es um Schauergeschichten aus Hannover geht, fällt uns zuerst Fritz Haarmann ein. Der “Vampier von Hannover”, der oft in einem Atemzug mit dem Londoner Jack the Ripper genannt wird. Seltsamerweise gibt es in Hannovers Innenstadt eine Kneipe namens “Jack the Ripper’s”, die gut und gerne besucht wird, während Haarmanns Erwähnung immer wieder für Unruhe sorgt. Vor ein paar Jahren als Spiel oder auf einem Adventskalender, derzeit als Konterfei im 96-Fanblock. 1961 soll es ein Haarmannlied allerdings in die Top10 der deutschen Charts geschafft haben.
Eigentlich geht es hier aber um einen anderen hannöverschen Menschenfesser. Und der liegt auf dem historischen Gartenfriedhof in der Südstadt. Der Gartenfriedhof ist ein manchmal geruhsamer, fast verzauberter Ort an der Marienstraße, um dessen Erhalt sich die Initiative Renaissance Gartenfriedhof kümmert und dabei mit ganz zeitgenössischen Problemen zu kämpfen hat. Auf dem Friedhof befinden sich unter anderem die Gräber von Goethes „Lotte“ und der Astronomin Caroline Herschel – und eben das Grab des geheimnisvollen Menschenfressers. “Heinrich Andre as Jakob Lutz” steht dort geschrieben. Angeblich nur ein Missverständnis, weil der Steinmetz nicht den ganzen Namen des dort Ruhenden in eine Zeile bekommen konnte. Ob das wirklich stimmt? Mutige unter euch sollten das mal überprüfen. Die Gelegenheit ist günstig: in ein paar Tagen ist Halloween.

Querungswandel

Bahnunterführung Kopernikusstraße Hannover

Gleisunterführungen können schaurige Orte sein. Da in Hannover der Bahnhof mitten in der Stadt liegt, gibt es hier so einige dieser Unterführungen. Das fängt schon rechts und links neben dem Hauptbahnhof an. Besonders in Fokus steht derzeit die westliche der beiden Unterführungen, die zur Lister Meile gehört. Grund sind die Planungen rund um die D-Linie. Die Region Hannover möchte dort gerne die Stadtbahn durchführen, die Grünen wünschen sich sogar eine Haltestelle in der Unterführung, am besten mit direkten Aufgängen zu den S-Bahn-Gleisen, was aber vermutlich die Deutsche Bahn nicht will, weil dann gehen ihr ja potentielle Kunden im “Einkaufsbahnhof” verloren, Pro-D-Tunnel erklärt, die Unterführung wäre für Stadtbahnen im aktuellen Zustand gar nicht hoch genug und sowieso ungeeignet für eine Haltestelle, keiner weiß ob die Statik mitmacht, wenn es neue Aufgänge geben würde und zu guter Letzt steht das Ding auch noch unter Denkmalschutz.
Als wäre das nicht schon kompliziert genug, soll jetzt genau diese Unterführung durch eine neue LED-Lichtinstallation aufgewertet werden. Bezahlt wird diese Aufwertung allerdings mal nicht mit Steuergeldern, sondern von der Stiftung Lebendige Stadt, die Projekte zur Gestaltung des öffentlichen Raums fördert. Eigentlich eine schöne Aktion, aber ob angesichts der aktuellen Planungen die richtige Unterführung ausgewählt wurde? Dabei gibt es durchaus andere Gleisunterquerungen, die dunkle Unorte sind und an denen mal etwas getan werden könnte. So wie die der Kopernikusstraße oben auf dem Foto. Eine wichtige und viel genutzte Verbindung zwischen Nordstadt und den östlichen Stadtteilen. Und bei entsprechend langer Belichtungszeit offenbaren sich auch dort durchaus interessante Konstruktionsdetails.

Dunkelgang

Rückseiten von Hannover Innenstadt

Die Rückseiten in Hannovers Innenstadt wurden schon im vorletzten Beitrag thematisiert, da ging es um den vorübergehend freien Blick auf die Häuser der Kamarschstraße. Nur eine paar Meter weiter gibt es einen dauerhafteren Einblick. Biegt man von der Osterstraße kommend am Parkhaus in der Röselerstraße links ab, steht man plötzlich in einer seltsamen Gasse mit Schuppen, Hinterhäusern, Abstellflächen und Parkplätzen. Ein wenig fühlt man sich dort in eine jener “Dark Alleys” versetzt, wie man sie aus amerikanischen Filmen und Serien kennt. Allerdings ist die Bebauung niedriger und spektakuläre Verfolgungsfahrten, die hier durchbrechen könnten, sind in Hannover ein auch eher seltenes Schauspiel.
Am ihrem südlichen Ende ist die Gasse an den Senior-Blumenberg-Gang angeschlossen, der die Marktstraße mit der Osterstraße verbindet. Wilhelm Blumenberg, nachdem der Gang benannt ist, war Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts für über dreißig Jahre Pastor an der nebenan gelegenen Aegidienkirche. Und die passt mit ihrem kriegszerstörten Aussehen schon wieder fast in das szenische Bild.

Geistergrollen

Zugang zur Geisterstation unter dem Hauptbahnhof in Hannover

Knarrende Nottreppen aus Holz, roher Beton, tröpfelndes Wasser, fahl flackerndes Licht, viel Finsternis und dann und wann ein dumpfes Grollen aus der Ferne. Das ist die Geisterstation unter dem Hauptbahnhof. Inzwischen eine kleine Touristenattraktion und selbst nicht allen Einwohnern Hannover bekannt, handelt es sich eigentlich um den Rohbau einer U-Bahnstation für die sogenannte D-Linie, der vierten geplanten U-Bahn Strecke unter Hannover. Vor Jahrzehnten angelegt, liegt sie quer unter der heute genutzten Station und kann bei Führungen der StattReisen Hannover besucht werden.
Ob sie bald doch noch als aktive Station zum Einsatz kommt, könnte sich schon heute Abend entscheiden. Dann stellt die Region Hannover ihre aktuellen Stadtbahn-Planungen vor. Für die Initiative Pro-D-Tunnel ist klar, nur der Bau des Tunnels ist für Hannover wirtschaftlich und stadtgestalterisch sinnvoll. Er würde jedenfalls das Chaos vor der Ernst-August-Galerie verringern und die Menschen aus dem Nordwesten der Stadt schneller in die Stadtmitte bringen.
Kommt der Tunnel, wird übrigens noch eine zweite Geisterstation lebendig. Unter dem Steintor gibt es ebenfalls einen ungenutzten Rohbau unter dem aktiven Stationsteil. Dann bleibt uns nur noch die Spekulation über die geheime Station unter dem Ihmezentrum. Die wollen zwar immer wieder Leute gesehen haben, in offiziellen Plänen taucht sie allerdings nirgendwo auf.